Pogrom von Kahramanmaraş
Nach der Beerdigung des alevitischen Dedes Sabri Özkan, der am 3. April 1978 von Rechtsradikalen ermordet wurde, stieg die Spannung in der Stadt deutlich an.
Am Abend des 19. Dezember 1978 wurde im Kino der Film "Güneş Ne Zaman Doğacak" ("Wann wird die Sonne aufgehen" - ein nationalistischer Film) gezeigt. Während der Vorführung wurde eine Granate
gezündet. Aufgrund der begrenzten Sprengkraft des Knallkörpers kam glücklicherweise niemand ernsthaft zu Schaden. Viele Faschisten beschuldigten daraufhin Kommunisten und Aleviten, für den
Anschlag verantwortlich zu sein.
Am 20. Dezember 1978 fand ein Bombenattentat in einem alevitischen Café statt. In den folgenden Tagen kam es zu mehreren gewalttätigen Auseinandersetzungen und Unruhen. Am 21. Dezember 1978 wurden zwei Lehrer, die sich als "Linke Demokraten" bezeichneten, erschossen.
Während der Beisetzung am nächsten Tag eskalierten die Spannungen erneut, wobei zwei weitere Menschen getötet wurden. Die Kämpfe wurden weiter angefacht, als rechte Gruppen das Gerücht verbreiteten, die Linken würden die Moschee stürmen wollen. In der Nacht des 22. Dezember 1978 erreichten die Unruhen ihren Höhepunkt. In verschiedenen Vierteln, in denen viele Aleviten lebten, wurden ihre Häuser mit einem roten Zeichen markiert, was die gezielte Identifizierung für die Angreifer erleichtern sollte.
Frauen, Kinder, Schwangere und Behinderte wurden nicht verschont. Schüsse wurden abgefeuert, und in einigen Moscheen hielten Imame Reden, die Hassbotschaften gegen die Aleviten verbreiteten ("Wer einen Aleviten tötet, erfüllt Gottes Werk, und auf ihn wartet der Himmel."). Trotz der anhaltenden Unruhen und Warnungen wurden keine angemessenen Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, und über 1000 Menschen verloren ihr Leben.
Auch dieses Pogrom steht als düsteres Kapitel in der Geschichte der Aleviten in der Türkei. Dieses tragische Ereignis verdeutlicht die erschütternde Konfrontation zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und die gewalttätigen Auswirkungen religiöser Intoleranz und politischer Spannungen. Für die Aleviten symbolisiert dieser Vorfall die Bedrohung, der sie als religiöse Minderheit ausgesetzt sind. Die Ereignisse von Çorum haben dazu beigetragen, das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Toleranz zu schärfen und die Aleviten in ihrem Streben nach Sicherheit und Anerkennung zu stärken.