Die Unruhen im Gazi Viertel

Am 12. März 1995 brachen Unruhen im Istanbuler Stadtviertel Gazi aus, die sich in erster Linie gegen die alevitische Bevölkerung richteten. Dieses Ereignis, das auch als "Gazi-Ereignisse" oder "Gazi-Massaker" bekannt ist, ereignete sich zwei Jahre nach dem tragischen Brandanschlag von Sivas und führte erneut zu Gewaltausbrüchen gegenüber der alevitischen Gemeinschaft in der Türkei.

 

Die Eskalation begann in der Nacht des 12. März 1995, als unbekannte Angreifer ein Taxi entführten und den Taxifahrer ermordeten. Sie lenkten das Taxi in das hauptsächlich von Aleviten bewohnte Gazi-Viertel. Aus dem gestohlenen Taxi eröffneten die Täter wahllos das Feuer auf Café-Besucher. Während dieser Attacke kam eine Person ums Leben, und 25 weitere wurden verletzt. Obwohl eine Polizeiwache nur wenige hundert Meter entfernt war, griff die Polizei nicht ein.

 

Die Situation im Viertel war bereits aufgeheizt. Vor einigen Tagen hatten Menschen vor einer Polizeiwache gegen den Tod eines Mannes in Polizeigewahrsam protestiert. Es kam zu Auseinandersetzungen, bei denen Autos umgeworfen, in Brand gesteckt und Geschäfte mit Steinen beworfen wurden. Die Polizei intervenierte schließlich, sperrte die Straßen ab und konfrontierte die Menge. In den frühen Morgenstunden des 13. März eskalierte die Situation, als Demonstranten versuchten, einen Panzerwagen zu besteigen. Infolgedessen eröffnete die Polizei das Feuer auf die Menschenmenge, wobei zwei weitere Menschen getötet und zahlreiche verletzt wurden. Das Viertel wurde abgeriegelt, das Militär übernahm die Kontrolle und eine Ausgangssperre wurde verhängt.

 

Trotz dieser Maßnahmen führte die Beerdigung der Opfer am 15. März zu einer erneuten Demonstration von Tausenden von Menschen. Auch im Istanbuler Stadtteil Ümraniye, im anatolischen Teil der Stadt, protestierten Aleviten, wobei die Polizei erneut in die Menschenmenge schoss und vier Personen tötete.

 

Die Gazi-Ereignisse von 1995 haben für die alevitische Gemeinschaft in der Türkei eine tiefe Bedeutung. Sie sind ein weiteres Beispiel für die Schwierigkeiten und Herausforderungen, mit denen die Aleviten in der Türkei konfrontiert sind, insbesondere in Bezug auf religiöse Toleranz, Gleichberechtigung und soziale Integration. Diese Ereignisse haben auch dazu beigetragen, das Bewusstsein für die Diskriminierung und die Bedrohungen zu schärfen, denen die Aleviten in der Türkei ausgesetzt sind.

 

Quelle: Unruhen in Gazi 1995 – Wikipedia