Das Alevitentum...

 

... betont das „Einssein“ bzw. „Einswerden“ d. h. es sieht in dem Prozess des ‚Einswerdens’ als Ziel eine innige Verbindung von Gott und Mensch, die als ‚Eins’ einem Ausdruck der Vollkommenheit vorgestellt wird. Demgegenüber betont das Sunnitentum einen Dualismus, in dem zwischen Gott, als dem Herrn und Schöpfer oben und dem als Untertan geschaffenen Menschen unten eine Kluft besteht, die bestenfalls durch einen Gnadenerweis Gottes kurzzeitig überbrückt werden kann

 

... hat als Ziel, dass der Mensch auf der Welt versucht, durch sein Bestreben, die Vervollkommnung zu erreichen. Demgegenüber setzt das Sunnitentum seinen Gläubigen das Ziel, durch Pflichterfüllung gegenüber Gott die Anwartschaft auf den Zugang zum Paradies zu erlange.

 

... ist eine Gemeinschaftsreligion, dahingehend, dass die Gemeinsamkeit der Gläubigen und ihr Eintreten füreinander betont werden. Das gemeinsame Gebet und die Herstellung des „Einvernehmens (rızalık)"unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei den Gottesdiensten, das dann auch in das Alltagsleben ausstrahlt, zielt auf die Reifung und letztlich Vervollkommnung aller Gläubigen in der Gemeinde. Demgegenüber erwartet das Sunnitentum von seinen Anhängern, dass jedes Individuum auf seinem eigenen Weg die Pflichten erfüllen soll, die ihm den Zugang zum Paradies eröffnen können, – wobei es letztlich in dem unerforschlichen Willen des ‚Richtergottes’ steht, ob er diesen Zugang gewährt.


 Quelle:  Kaplan, I. (2004). Das Alevitentum: Eine Glaubens- und Lebensgemeinschaft in Deutschland (1., Aufl.). AABF- Alevitische Gemeinde Deutschland